Samstag, 20. April, 2024
Feuilleton

Der Star der Deutschen Oper am Rhein: Maria Kataeva

Von Daria Boll-Palievskaya

Wie kommt ein Mädchen aus einer fernen sibirischen Industriestadt, in der es nicht einmal ein Opernhaus gibt, auf die Idee, Opernsängerin werden? Kurz und bündig antwortet Maria Kataeva ihren Kolleginnen und Kollegen an der Deutschen Oper: „Das wusste ich bereits mit vier Jahren.“

Wenn die Bewohner ihrer Heimatstadt Nowokusnezk klassische Musik hören möchten, müssen sie acht Stunden mit dem Zug nach Nowosibirsk fahren. Aber was bedeuten schon Entfernungen, wenn man …

Der Kulturgutraub durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg

Von Corinna Kuhr-Korolev

Ganz entzückt notierte der deutsche Kunsthistoriker  Werner Körte während des Kriegs in der durch die Wehrmacht besetzten russischen Stadt Pskow einige einfühlsame Sätze über ein Gemälde. „Ein süßes Gesichtchen (…), in marmorner Klarheit die Form, aber doch warmer Teint, von dem die schwarzen Löckchen kräftig abstehen. Klassische Nase und feiner sinnlicher Mund. Die warm schimmernde Brust ist weit herab entblößt, (…) Die zarte rechte Hand hält eine seidene himmelblaue Schärpe …

Hohe Selbstmordrate in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion

Hohe Selbstmordrate in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion
Von Aleksei Markow

Leonid Grigorjew, Professor an der Higher School of Economics in Moskau, und die Doktorandin Ljubow Popowez haben sich einer interessanten, wenngleich traurigen Aufgabe gestellt: Sie haben Morde und Selbstmorde in 157 Ländern der Welt untersucht und über ihre Ergebnisse eine „Sociology of individual tragedies“ veröffentlicht. Die Ergebnisse für Russland und Deutschland sind überaus erhellend.

Selbsttötung definieren die Autoren als – persönliches oder berufliches – „Scheitern im Leben“, Tötungsdelikte dagegen als …

Die Restauration des Kusses – Dmitri Vrubel über sein weltbekanntes Gemälde in der East Side Gallery

Von Andrei Archangelski

Seit dreißig Jahren ist die Mauer weg, aber sie ist noch immer da. Viele Ostdeutsche denken voller Nostalgie an die DDR. Genau wie im heutigen Russland, wo sehr viele Menschen sich die UdSSR zurückwünschen. Damals schien alles evident, man glaubte, man müsse nichts erklären. Aber 30 Jahre später weiß man: Man muss den Menschen immer wieder erklären, was die Freiheit kostet.

Eine der wichtigsten „Erklärungen“ dieser Art ist die Arbeit …

‚Es ist fatal, Kultur für politische Zwecke zu instrumentalisieren’ – ein Interview mit der Leiterin des Goethe-Instituts Moskau

Von Galina Dudina

Heike Uhlig, Leiterin des Goethe-Instituts Moskau und der Region Osteuropa und Zentralasien über die anhaltende Nachfrage nach Deutschkursen und die Verunsicherung vieler Partner wegen des Gesetzes über „ausländische Agenten“

Das Goethe-Institut ist in Russland eine bekannte Marke. Aber nicht alle wissen, was genau Sie tun. Was also tun Sie?

Das Goethe-Institut ist das Deutsche Kulturinstitut. Die drei Säulen unserer Arbeit sind Sprache, Kultur, Deutschland. Zum einen vermitteln wir in Sprachkursen …

Vierundzwanzig Jahre später besucht Alexandra Rojkov ihr Asylbewerberheim von einst

Von Alexandra Rojkov

Das Gelände war so schäbig, dass wir erschraken, als wir es sahen. Ein spitzer Metallzaun, dahinter flache Gebäude, mehr grau als weiß. Im Innenhof stapelte sich Müll, dunkelhäutige Männer stritten in einer Sprache, die wir nicht kannten. Einige der Männer kamen näher und sahen uns an. Sie waren Flüchtlinge. Genau wie wir.

Der Plattenbau hinter dem Zaun war unser erstes Zuhause in Deutschland. Eine eingezäunte Baracke auf freiem Feld, Hunderte …

Weltbürgerin wider Willen: Alexander Osangs deutsch-russische Familiengeschichte

Von Lutz Lichtenberger

Von Berlin aus ist er in die ganze Welt gefahren, nach New York, London und Jerusalem, schrieb unzählige Reportagen für das Magazin Der Spiegel, nahm drei Mal den Egon-Erwin-Preis entgegen – sein plauderhafter, aber von genauer Beobachtung getragener Stil wird an Journalistenschulen gelehrt. Alexander Osang ist, mit allen guten und schlechten Klischees, die mit dem Wort verbunden werden können, ein Starreporter, ein Name, den in Deutschland auch die Menschen …

Eine der besten Modeschulen der Welt – Inna Thomas‘ Fashion Design Institut in Düsseldorf – wird zehn Jahre alt

Von Daria Boll-Palievskaya

Sie ist 1,85 m groß, hat hohe Wangenknochen, eine stolze Haltung und Katzenaugen. Kein Wunder also, dass die diplomierte Historikerin und Designerin Inna Thomas in ihrer Heimat Saratow als Model arbeitete. Aber die junge Frau merkte schnell: Nähen bereitet ihr viel mehr Freude, als die Kleidung anderer Leute auf dem Laufsteg zu zeigen. Wenn aber damals jemand gesagt hätte, dass sie ein Modeinstitut in Deutschland leiten würde, hätte sie es …

Wie der Offizier Stanislaw Petrow durch besonnenes Ignorieren von Alarmmeldungen einen Atomkrieg verhinderte

Von Christian Wernicke

Der Park an der Vestischen Straße macht nicht viel her, der graue Schotterweg durch Oberhausen-Osterfeld verspricht keine Sensationen. Aber genau dort, in Höhe des Hauses Nummer 137, stoßen Spaziergänger am Wegesrand auf ein Stück Weltgeschichte. Seit dem 19. Mai 2019 steht dort eine Gedenktafel, die in drei Sprachen – Deutsch, Englisch und Russisch – an Stanislaw Petrow erinnert: „The man who saved the world“ heißt es auch in der deutschen …

Der acht Meter hohe Obelisk eines sowjetischen Ehrenmals steht vor dem Nordeingang von Stralsunds größter Kirche, weshalb die Christen ihn nicht nutzen möchten

Von André Hatting

Es ist stürmisch an diesem grauen Donnerstagmorgen auf dem Neuen Markt in Stralsund. Der Wind bläst aus westlicher Richtung – am Westende liegt traditionell der Eingang fast aller christlichen Gotteshäuser. Das ist bei der imposanten Marienkirche, im Volksmund „die Mächtige“ genannt, nicht anders. Denn im Osten steht der Altar und von dort kommen das Licht – und der Heiland. So ähnlich hat man es mal im Konfirmationsunterricht gelernt.

Alles schön …