Freitag, 26. April, 2024

Gute Presse

Von Peter Koepf

Die Freiheit der Presse ist eine große demokratische Errungenschaft, deren Wert viele Deutsche, aber längst nicht alle zu schätzen wissen.

Noch können Journalisten in Deutschland unbehelligt recherchieren, analysieren, berichten und Fehlverhalten aufdecken.

Aber unabhängiger Journalismus gefällt nicht allen. Die Arbeit von engagierten Reportern kann dazu führen, dass Politiker stürzen; sie können auch andere Mächte und deren Handlungen ins Licht setzen, die lieber im Dunkeln bleiben. Deshalb sind Reporter immer wieder Ziel von Einschüchterungsversuchen, sie werden angegriffen, inhaftiert und ermordet.

Guter Journalismus setzt unabhängige Reporter voraus, aber auch verantwortungsbewusste, die möglichst frei von Eitelkeit und Gefallsucht sind und es sich verkneifen können, Fakten zugunsten der eigenen Gesinnung zu beugen.

Guter Journalismus muss alle Seiten einer Medaille darstellen, verschiedene Stimmen hören und gelten lassen und die Wirklichkeit aus allen Blickwinkeln betrachten; es gibt nie die eine Wahrheit.

Richtig verstandener Journalismus steht auf der Seite der Menschen, nicht der Macht.

Es ist nicht Aufgabe der Medien, die Scheinwerfer auf die Mächtigen, Einflussreichen zu werfen, damit diese glänzen. In einer Demokratie verstehen sich die Medienmacher nicht als Hofberichterstatter, sondern als Kontrollinstanz.

Und so versteht es auch das Publikum. Deshalb muss eine Zeitung, die glaubwürdig sein will, sich gegen unlautere Einflussnahme der Mächtigen behaupten und schützen.

In Deutschland sind Zeitungen weder Eigentum des Staats noch Teil von Wirtschaftsimperien. Wem eine Zeitung gehört, weist das Impressum aus. Verleger, Herausgeber und Redaktion dieser ungewöhnlichen deutsch-russischen Zeitung stehen für guten Journalismus – für Wahrheit, Überparteilichkeit, Unabhängigkeit.

Wer den Dialog predigt, muss auch Stimmen Raum geben, die der eigenen Meinung entgegenstehen.

In diesem Sinne findet sich in dieser Ausgabe eine Debatte über die Einschränkungen der russischen Sprache in der Ukraine, ein Bericht über die beispielhafte Solidaritätsaktion russischer Medien für bedrohte Kollegen, die Erörterung der Bedeutung des Falls Relotius aus russischer Sicht und eine eigenwillige Antwort auf die Frage, wer einer Wiedervereinigung Moldaus mit Transnistrien im Weg steht.

Und in der nächsten Ausgabe könnte es Antworten darauf geben.

So geht Dialog.

Peter Koepf
ist Chefredakteur dieser Zeitung.

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