Samstag, 20. April, 2024
Politik & Wirtschaft

Wie der russische Journalist Victor Agaev seinen Landsleuten das deutsche Fernsehen erklärt

Wie der russische Journalist Victor Agaev seinen Landsleuten das deutsche Fernsehen erklärt
Von Victor Agaev

Es sind gewöhnlich finstere ältere Leute, die „Lügenpresse“ skandieren, wenn sie auf Demonstrationen in Ostdeutschland Fernsehjournalisten erblicken. Dasselbe Etikett hängte Joseph Goebbels gewöhnlich ausländischen Journalisten an, die über Hitlerdeutschland schrieben.

Wer diesen Aufschrei hört, kann kaum glauben, dass dieselben Menschen vor 30 Jahren auf denselben Plätzen in Dresden, Leipzig und Berlin begeistert vor den Kameras genau derselben Journalisten aus Westdeutschland posierten und ungeduldig auf deren Nachrichtensendungen warteten. Die Ostdeutschen glaubten …

Gute Presse

Gute Presse
Von Peter Koepf

Die Freiheit der Presse ist eine große demokratische Errungenschaft, deren Wert viele Deutsche, aber längst nicht alle zu schätzen wissen.

Noch können Journalisten in Deutschland unbehelligt recherchieren, analysieren, berichten und Fehlverhalten aufdecken.

Aber unabhängiger Journalismus gefällt nicht allen. Die Arbeit von engagierten Reportern kann dazu führen, dass Politiker stürzen; sie können auch andere Mächte und deren Handlungen ins Licht setzen, die lieber im Dunkeln bleiben. Deshalb sind Reporter immer wieder …

Falsche Liebe: Weshalb Ost- und Westdeutsche die Russlandpolitik so unterschiedlich beurteilen

Falsche Liebe: Weshalb Ost- und Westdeutsche die Russlandpolitik so unterschiedlich beurteilen
Von Stefan Locke

Die deutsche Einheit ist seit fast 30 Jahren Wirklichkeit, doch die innere Einheit lässt auf sich warten: Statistiken zu Bevölkerung, Demographie und Wirtschaft weisen große Unterschiede zwischen den Gebieten der einstigen Bundesrepublik und der DDR aus, die stets aufs Neue die Frage aufwerfen: Wie lange noch benötigt der Osten bis zur Angleichung an das Westniveau?

Damit ist klar, dass der Westen als Normalfall betrachtet wird, an den der Osten sich …

Politiker in Russland und in der EU werden einer Zivilgesellschaft neuen Typs Gehör schenken müssen

Politiker in Russland und in der EU werden einer Zivilgesellschaft neuen Typs Gehör schenken müssen
Von Fjodor Lukjanow

Vor zehn Jahren, im Herbst 2009, hatte die Beziehung zwischen Russland und der Europäischen Union (EU) eine Perspektive. Präsident Dmitri Medwedew hatte gerade seinen Artikel „Russland, vorwärts!“ veröffentlicht. Er enthielt eine weitreichende Kritik am Zustand des Landes und den Aufruf zur Modernisierung und wurde allseits diskutiert. Ein Jahr nach dem Konflikt in Südossetien war es zu einer grundlegenden Entspannung der Lage gekommen, der amerikanische Begriff des Relaunchs – oder Neustarts …

Originelle Antisanktionen: Das Gesprächsforum „Petersburger Dialog“ als Vorbild

Originelle Antisanktionen: Das Gesprächsforum „Petersburger Dialog“ als Vorbild
Von Pavel Aprelev

Der Dekan der Wirtschaftsfakultät der Staatlichen Universität Moskau, Aleksandr Ausan, wagte einen Blick in die Zukunft: „Erfolgreich sind die Länder, in denen die patriotisch gestimmten Eliten über einen Horizont von 20 Jahren hinausblicken können“, sagte er. „Menschen unterscheiden sich im Allgemeinen nicht durch ihre Ansichten, sondern dadurch, wie weit diese reichen.“

Natürlich wäre Klarheit über 20 Jahre im Voraus nicht schlecht. Für die russisch- deutschen Beziehungen allerdings wäre wichtiger, heute …

Wir müssen gesprächsfähig bleiben

Wir müssen gesprächsfähig bleiben
Von Detlef Prinz

Ich bin überzeugter Atlantiker – und zwar Lebens-Atlantiker. Schon 1973 flog ich in die USA und konnte mit allen mir wichtigen Gesprächspartnern offen diskutieren. Die Vielfalt des demokratischen Amerikas hat mich geprägt – bis heute. Meine Gesprächspartner waren damals: die auf Gleichberechtigung drängende Bewegung der Schwarzen, die vielen minorities in diesem Riesenland, und mit Herbert Marcuse habe ich mich in Berkeley getroffen. Ich habe später in den USA studiert. 1987 …

Kein Totalverbot

Kein Totalverbot
Von Anna Veronika Wendland

In der Ausgabe Mai (#9) des Petersburger Dialogs ist ein Beitrag des russischen Chefredakteurs dieser Zeitung Viktor Loschak erschienen: „Geisel der Hoffnung“.

Anna Veronika Wendland, Forschungskoordinatorin in der Direktion des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft in Marburg, wandte sich in einem Brief an die Redaktion, um Loschaks Vorwurf eines „Totalverbots der russischen Sprache“ in der Ukraine zu widersprechen. Wir dokumentieren ihr Schreiben – und die Antwort Viktor …

Verdrehte Zungen

Verdrehte Zungen
Von Viktor Loschak

In der Ausgabe Mai (#9) des Petersburger Dialogs ist ein Beitrag des russischen Chefredakteurs dieser Zeitung Viktor Loschak erschienen: „Geisel der Hoffnung“. Anna Veronika Wendland, Forschungskoordinatorin in der Direktion des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft in Marburg, wandte sich in einem Brief an die Redaktion, um Loschaks Vorwurf eines „Totalverbots der russischen Sprache“ in der Ukraine zu widersprechen. Wir dokumentieren ihr Schreiben – und hier die Antwort …

In Chisinau betrieben Russland, die EU und die USA einen Machtwechsel ohne Blutvergießen. Auf die Frage der Wiedervereinigung mit Transnistrien geben der Kreml und der Westen allerdings gänzlich verschiedene Antworten

Von Vladimir Soloviev

Moldau wird nur selten große Aufmerksamkeit zuteil. Doch kürzlich richteten Moskau, Brüssel und Washington nicht nur ihr besonderes Augenmerk auf das Land im Südosten Europas, sondern es wurde zur Bühne für gemeinsamen Aktivitäten: Vereint beseitigten sie das scheinbar unerschütterliche Regime des zwielichtigen Oligarchen Vladimir Plahotnyuk, der seit 2015 als Alleinherrscher in Moldau regiert hatte, binnen einer Woche.

Dieses Finale hat seine Vorgeschichte. Ohne sie zu betrachten kann weder die Schädlichkeit …

Entgegen aller Abgesänge, die Bundeskanzlerin weigert sich, wie ein Auslaufmodell zu agieren

Von Lutz Lichtenberger

Keine Frage, Angela Merkels Amtszeit neigt sich dem Ende entgegen. Im Dezember 2018 gab sie den Parteivorsitz auf. Die große Koalition, die seit sechs Jahren regiert – und in elf Jahren seit 2005 – erscheint wie ein zerstrittenes Paar, das sich innerlich schon auf die Scheidung eingestellt hat und nur noch über den günstigsten Gerichtstermin nachdenkt. Das Gefühl der unglücklichen Beziehung überwiegt die Tatsache, dass es auf der Arbeitsebene durchaus …